Verraten und verkauft – Turnhalle Ostschule

Einen in vielerlei Hinsicht denkwürdigen Abend bot die Sitzung des Stadtrats am 06.02.2020. Wenig sportlich ging es dabei um die zu errichtende Turnhalle im Rahmen der Sanierung der Ostschule zu. Drei Handtuchflächen für bis zu 750 Schülerinnen und Schüler an der künftigen Thüringer Gemeinschaftsschule sollen es nur sein. Ein Offenbarungseid für Stadtrat und Verwaltung, die damit den Ring sportlicher Fairness verlassen und sich vom Versprechen, an allen Schulen für gleich gute Lehr- und Lernbedingungen zu sorgen, gelöst haben. Bemerkenswert in vielerlei Hinsicht. Offensichtlich diktiert jetzt die Verwaltung, was Stadträte mehrheitlich zu beschließen haben. Ein solcher Vorgang ist selbst für den Geraer Stadtrat nahezu beispiellos. Auch das beredte Schweigen der zuständigen Sozialdezernentin zu dieser Thematik lässt tief blicken. Dass die Stadträtinnen und Stadträte der SPD der eigenen Projektschule den Rücken zugekehrt haben, sollte bei den weiteren Sanierungskandidaten für ein gesundes Maß an Misstrauen sorgen. Dass der Vorsitzende des Bildungsausschusses jegliche Auseinandersetzung mit den Anforderungen an einen halbwegs erforderlichen Schulbau vermissen ließ, ebenso wie es die meisten seiner Ausschussmitglieder taten, muss die Frage nach der Sinnhaftigkeit des zuständigen Ausschusses aufwerfen. Aber auch die Lokalpresse hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Hat sie doch kritiklos die Einlassungen der Verwaltung übernommen. Wo ist eigentlich das letzte Quäntchen investigativer Journalismus geblieben? Und unser Oberbürgermeister? Der wog die Bildungschancen junger Menschen gegen die Kosten für den städtischen Haushalt auf, obwohl gerade er es besser wissen müsste.

Wahrlich ein dunkler Tag für eine Stadt, die sich Hochschulstadt nennt. Für die allgemeinbildenden Schulen scheint es nicht zu reichen. Was das für die künftigen Schülergenerationen bedeuten wird, ist völlig aus dem Blick geraten.