Das Prinzip Hoffnung

Kaum ein Thema beschäftigt die Gerschen so intensiv und dauerhaft wie das Thema Schulbau. Und weil der Schulcampus Konturen annimmt, sich die Sanierung der Ostschule in Planung befindet und der Anbau am Liebegymnasium im August in bunten Bildern vorgestellt wurde, hofft man, dass es endlich läuft.

Es läuft aber nicht, wie die Stadtverwaltung in den letzten Wochen eingestehen musste. Der Anbau am Liebegymnasium, obwohl körperlich als Leiche der ehemaligen „Gerhard Schöne Grundschule“ bereits vorhanden, kann nicht wiederbelebt werden. Es fehlt schlichtweg das Geld. Lediglich die Hoffnung auf irgendeinen Fördertopf lässt den Glauben an die wichtige Baumaßnahme noch nicht vollends schwinden. Dabei war der Plan an sich schon nicht der große Wurf. Eine Schule, die künftig bis zu 600 Schülerinnen und Schüler beherbergen soll, mit einem Alibi für 150 Personen zur Schülerversorgung auszustatten, vermittelt den Eindruck einer Verwaltung, die stets bemüht ist, eine ordentliche Bauplanung aufzustellen. Was das für den Faktor Mensch bedeutet, gerät dabei unter die Räder. Schon die Vorstellung der Maßnahme als die Kostengünstigste, ist nichts weiter als eine freundliche Umschreibung für „billig“. Was dabei herauskommen soll, mit „billig“ die Zukunft unserer Jugend und damit unserer Stadt zu gestalten, mag sich jeder selbst ausmalen.

Auch bei der Ostschule hakt es, bevor der erste Stein überhaupt schon angefasst ist: Gegenwärtig ist die Finanzierung der geplanten Sporthalle nur schwer und zu Lasten anderer Investitionen darstellbar. Die entsprechenden Stadtratsbeschlüsse sollen in der nächsten Sitzung gefasst werden. „Diese Beschlussfassungen sind aus unserer Sicht längst überfällig. Leider wurden diese in der letzten Stadtratssitzung von der Mehrheit der Stadträte als nicht dringlich erachtet, obwohl die Haushaltgenehmigung nur in Verbindung mit dieses Beschlüssen Sinn macht.“ schätzt Sandra Graupner, Vorsitzende der FÜR GERA Wählervereinigung e.V. und Mitglied im Haushalt- und Finanzausschuss ein.

Die alten Probleme sind also auch die von heute. Sie könnten sich noch verschärfen. In absehbarer Zeit läuft der Mietvertrag für die Räume in der Friedericistraße aus. Dann müssen fünf erste Klassen in den anderen Geraer Schulen untergebracht werden. Liefe alles nach Plan, sollte die Ostschule das neue Zuhause eines Teils der Grundschüler werden. Ob das rechtzeitig gelingt, muss ernsthaft hinterfragt werden. Planerisch sinnvoll wäre es gewesen, die kommenden Erstklässler bereits ab dem kommenden Schuljahr in einem neuen Schulkörper einzuschulen.

„Es nützt wenig, ein Angstszenario aufzubauen. Es ist jedoch dringend geboten, zumindest für die kommenden beiden Schuljahre eine Lösungsstrategie zu entwerfen“. mahnt Steffen Reiche-Römuß vom FÜR GERA-Team „Junges Gera“.

Ebenfalls gefordert ist die Verwaltung, Entlastungsmöglichkeiten für das nach eigenem Bekunden überbelegte Liebegymnasium zu finden. „Hier sollte darüber nachgedacht werden, ob die „S-Klässler“, also Regelschüler, die sich nach ihrem Abschluss entscheiden, das Abitur abzulegen, zur Entlastung nicht an der IGS beschult werden könnten. Dass eine solche Maßnahme in gewachsene Schul- und Personalstrukturen eingreift, darf den Blick nicht darauf versperren, dass eine ständige Überbelegung keine wünschenswerte Lehr- und Lernsituation beschreibt.“ so Steffen Reiche-Römuß weiter. Auch, wenn FÜR GERA (noch) nicht im Stadtrat sitzt, sollte man sich den Vorschlägen der Wählervereinigung stellen und nicht nur meckern, dass die beschlossene Schulnetzplanung das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht.

Hoffnung allein reicht nicht.