Der Lehrkräftemangel in Gera ist – wie in vielen anderen Gemeinden – akut. Die politischen Fehler der Vergangenheit lassen sich leider nicht rückgängig machen. Umso wichtiger ist ein dauerhafter öffentlicher und politischer Druck, um die Verantwortlichen im Bildungsministerium zum Handeln zu bewegen.
Im Nachfolgenden ein Artikel aus der Osthüringer Zeitung zum Thema:
Jetzt auch politischer Druck
Mitglieder des Bildungsausschusses holen das Thema Lehrkräftemangel auf die Tagesordnung
Gera „Wir wollen ein Zeichen setzen. Es ist nicht gut, wenn Briefe von Eltern, Kindern, Schulen an das Bildungsministerium einfach unbeantwortet bleiben. Jetzt wollen wir politischen Druck aufbauen und Gesprächsangebote unterbreiten“, erklärt Andreas Kinder (CDU), Vorsitzender des Bildungsausschusses.
Mit politischen Druck meint Kinder einen von Ralf Kirchner (Für Gera), Mitglied im Bildungsausschuss, verfassten Brief, der an Thüringens Bildungsminister Helmut Holter gerichtet ist. Am Montagabend wurde dieser im Rahmen des Bildungsausschusses diskutiert.
Die Mitglieder des Ausschusses wissen, dass das Thema primär Sache des „übertragenen Wirkungskreises“ ist und sich somit nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich befindet, dennoch wollen sie nicht die Augen verschließen vor den derzeit prekären Zuständen an so manchen Schulen bezüglich der Lehrerkapazitäten.
Kirchner erklärt: „Die Aussichten auf kurzfristige Reaktionen und Erfolge sind illusorisch und sicher äußerst gering, jedoch sollten wir einen gewissen Handlungsdruck aufrechterhalten, gemäß dem Spruch ‘steter Tropfen höhlt den Stein’.“ Der Brief sei nicht nur eine Forderung seitens der Geraer Stadtratsvertreter an das Ministerium, er sei auch ein Zeichen für ein konstruktives Miteinander, so Kirchner.
Am Montag stimmten alle Mitglieder des Bildungsausschusses dem Schreiben an den Minister zu, es enthält auch eine Einladung zu einem direkten Gespräch in Gera, in dem Lösungen gefunden werden sollen.
Schon im August 2019 wurden bei einem Treffen mit Minister Holter am Karl-Theodor-Liebe-Gymnasium von Mitgliedern des Geraer Bildungsausschusses Anreizprogramme zur Lehrergewinnung eingefordert. Drei konkrete Maßnahmen – Sonderzuschläge, Verwaltungsassistenzen und Änderungen der Ausbildungsstruktur – seien nun, laut der Ankündigung des Ministeriums, Anfang September umgesetzt worden. Dies sei zu begrüßen, könne aber nur einen ersten Schritt darstellen, so Kirchner. Der Brief, der von den Mitgliedern des Bildungsausschuss unterzeichnet wurde, liege jetzt bis zum 21. Oktober in der Abteilung Stadtrat. Dort hätten alle Stadtratsmitglieder die Möglichkeit, diesen mit ihrer Unterschrift mitzutragen, sagt Kinder.
Zur Sitzung am Montag geladen war auch Berthold Rader, Leiter des Schulamtes Ostthüringen. Er schilderte die Situation in Gera. Für die Fächer Englisch, Deutsch, Physik, Mathematik. Ethik und Französisch seien Stellen ausgeschrieben. Es fänden sich aber einfach keine Bewerber. Und diejenigen, die sich melden, wollen lieber nach Erfurt, Weimar oder Jena.
Rader äußerte die Sorge, dass, wenn Stellen nicht besetzt werden, der Gesetzgeber entscheiden könne, dass Kinder als Gastschüler in andere Gebietskörperschaften verwiesen werden. Eine Äußerung, die ein Aufbäumen vor allem auch bei Sandra Wanzar, Leiterin im Dezernat Jugend und Soziales, hervorrief. Es könne nicht das Ziel sein, dass die Stadt im Schulbauprogramm vorankommt – Schulen saniert und erweitert – und dann Schüler abgewiesen werden.
Was ist zielführend?
Tina Puff
Seit Schuljahresbeginn berichten wir vermehrt über den Mangel an Lehrern im Freistaat und den Frust der Eltern. Eine Situation wie am Zabelgymnasium oder dem Liebegymnasium lässt, glaube ich, kein Elternteil unberührt. Jede Mutter, jeder Vater will doch eigentlich nur das Beste für sein Kind, auch bei der Bildung. Doch was tun, wenn es einfach keine Bewerber auf bestimmte Stellen gibt? Backen geht nicht. Doch nur Schulterzucken bringt auch niemanden weiter. So schreiben die einen Brandbriefe, andere klagen oder demonstrieren und andere wiederum suchen das Gespräch. Alles gut und legitim, alles zeigt mit dem Finger auf die Wunde, rüttelt wach. Doch statt nur nach Lehrern zu suchen, sollte man doch auch den Blick dahin richten, woher die künftigen Lehrer kommen – an die Universitäten. Warum können unendlich viele Sport studieren oder Geografie? Warum gibt es keine Beschränkungen? Warum gestaltet man das Studium nicht zeitgemäßer? Warum brechen so viele ihr Studium ab?